Als Achtjährige begann Steffi Janotta Schach zu spielen. Inzwischen kann sie nicht mehr davon lassen. Die inzwischen 18-Jährige ist Mitglied des Jugendbundesliga-Teams des TSV 1860 Stralsund.
Mit den Händen stützt Steffi Janotta ihren Kopf. Mit den Fingern spielt sie im Haaransatz. Die Augen fixieren 32 jeweils weiße und schwarze Felder. Im Kopf der Schülerin rattert es. Sie rechnet. Für sich. Und für den Gegner gleich mit. Drei, vier, fünf Züge versucht sie voraus zu bestimmen. „Spitzenspieler schaffen bis zu 14“, sagt sie.
Seit Steffi acht Jahre alt ist, spielt sie Schach. Nicht nur so zum Spaß, sondern richtig. Auf Turnieren. „Steffi ist verrückt nach Schach“, sagt Claus-Peter Schoschies, Vize-Europameister im Problemschach. Und Steffi ist gut. So gut, dass sie als einziges Mädchen im Team des TSV 1860 Stralsund in der Junioren-Bundesliga bestehen kann. „Männer spielen bis auf wenige Ausnahmen besser Schach als Frauen“, erklärt Claus-Peter Schoschies. „Steffi aber muss sich vor keinem verstecken.“
Momentan sitzt die Gymnasiastin aus Sassnitz fast jedes Wochenende am Brett. Neben der Junioren-Bundesliga spielt sie mit einer Gastspielgenehmigung auch in der 2. Frauen-Bundesliga in Torgelow, in der Landesliga, beim zweiten Herrenteam des TSV und meldet sich zudem für Turniere an. Und das, obwohl demnächst Abitur-Prüfungen anstehen. „Die Schule leidet schon ein wenig“, gibt sie zu. Einen Durchschnitt von zwei werde sie trotzdem packen, ist sich die 18-Jährige sicher.
„Schach fasziniert mich“, sagt die mehrfache Landesmeisterin. „Man kämpft geistig gegen einen Gegner, kann Varianten rechnen, vorausdenken und seine Grenzen austesten. Man braucht aber auch ein bisschen Glück.“ Nach einer bis zu sechs Stunden langen Partie sei sie meist völlig fertig. „Dann lade ich den Akku beim Joggen oder Fußballspielen wieder auf.“
Schach, das Spiel der Könige – körperlos, sauber, harmlos. „Ganz so ist es nun auch nicht“, winkt Steffi ab. Es gebe schon fiese Kniffe, um Kontrahenten aus der Konzentration zu bringen. „Wenn jemand mit den Fingern auf der Tischplatte trommelt oder mit bereits geschlagenen Figuren rumspielt, nervt das tierisch“, sagt die Schülerin. Ihre Spezialität: „Den Gegner durchdringend anschauen. Die ganze Zeit.“
Profi werde sie nicht mehr, ist sich Steffi sicher. Traurig ist sie deswegen jedoch nicht. „Ganz ehrlich: Die meisten absoluten Weltklassespieler sind ein wenig komisch. Einige können zwar zig Varianten berechnen, sich aber nicht mal alleine eine Stulle schmieren“, erzählt Steffi und lacht. Sie hat andere Pläne, will nach dem Abitur in eine Großstadt. Am liebsten nach Frankfurt am Main, dort Sportmedizin studieren. Schach werde sie weiterspielen. „Das Preisgeld von kleineren Turnieren kann ich als Student gut gebrauchen.“
![]() Ist vom Spiel der Könige begeistert. Steffi Janotta spielt nicht nur in der Jugendbundesliga, sondern auch in der 2. Bundesliga der Frauen und im Landesliga-Team der Männer vom TSV 1860 Stralsund. OZ-Foto: T. E. |