An Torgelower Brettern gastiert viel Prominenz
Debüt in der ersten Frauen-Bundesliga: Ivonne Röhl wird am Wochenende für die Mannschaft von Greif Torgelow am Brett Platz nehmen. Foto: Christine Zentgraf
Frauen-Schachbundesliga spielt am Haff

Von unserem Mitarbeiter
Norbert Bauer

Torgelow. Am kommenden Wochenende findet die zweite Punktspielrunde der 1. Frauen-Bundesliga in Torgelow statt. Zur Doppelrunde erwartet die Greif-Mannschaft die Teams vom Dresdner SC, von Rotation Berlin und den Rodewischer Schachmiezen. In den Begegnungen sind die Torgelower Frauen der krasse Außenseiter. Trotzdem herrscht große Freude, dass namhafte Schachprominenz nach Mecklenburg-Vorpommern kommen wird.
Für die Torgelower Schachfreunde geht eine unglaubliche Vision in Erfüllung. Alles begann 1997 mit dem Start in der gemeinsamen Landesliga mit Brandenburg. Kontinuierlich entwickelte sich die Mannschaft weiter und wurde mit Spielerinnen aus unserem Land und dem benachbarten Polen verstärkt.
Die Gegner der Frauen kommen nun nicht mehr aus Schwedt, Rüdersdorf, Potsdam oder Guben, sondern aus Dresden, Hamburg, Baden und Karlsruhe. In ihren Aufgeboten stehen Weltklassespielerinnen. Mit den Dresdnerinnen gastiert beispielsweise der deutsche Vizemeister und die gegenwärtig stärkste ostdeutsche Frauenmannschaft in Torgelow. Dresden ist anerkannter Bundesleistungsstützpunkt mit Sportgymnasium. Die Trainingsbedingungen in Torgelow nehmen sich dagegen vergleichsweise bescheiden aus. Von den vier gemeldeten Großmeisterinnen der Dresdner, u. a. aus Tschechien und Österreich, wird vor allem Elisabeth Pähtz mit Spannung erwartet.
Rodewischer Schachmiezen - hinter der Mannschaft mit dem wohl interessantesten Vereinsnamen verbirgt sich ein spielstarkes Team aus dem Vogtland. Drei Großmeisterinnen aus der Ukraine und der Slowakei verstärken die Rodewischer.

Ivonne Röhl gibt Debüt

Der Torgelower Reisepartner Rotation Berlin, mit dem die Greif-Frauen die Gastspiele im nächsten Jahr in Mannheim und Hamburg gemeinsam bestreiten werden, zählt über viele Jahre zur 1. Bundesliga. Die Mannschaft hat sich bereits zu DDR-Zeiten zusammengefunden. Namen wie die Internationalen Meisterinnen Brigitte Burchardt oder Iris Mai stehen für eine langjährige erfolgreiche Tradition. Am 11. Januar kommt es für die Greif-Frauen in Berlin zum direkten Duell mit den Hauptstädterinnen. Ihr Debüt in der 1. Bundesliga wird am kommenden Wochenende in den Reihen der "Greifen" Ivonne Röhl geben. Die 20-jährige Wahl-Berlinerin freut sich riesig auf die bevorstehenden Partien. Ihre Schachkarriere krönte die Torgelowerin bisher mit zwei Deutschen Nachwuchs-Mannschaftstiteln. Ihr größter Förderer und Fan ist Vater Rainer Röhl, der selbst Schachspieler ist und am Torgelower Spitzenbrett bei den Männern spielt. Ein bisschen neidisch ist er schon auf die Tochter, denn er konnte bisher für Neukloster nur in der 2. Bundesliga spielen.
Bei ihrem Auftritt in der höchsten Spielklasse wird er seiner Tochter die Daumen drücken. Zur Saisonvorbereitung waren Vater und Tochter in Rostock beim Schach-Open am Start. Nach zwei Runden lag Ivonne Röhl noch vor ihrem Vater. Er konnte jedoch das "familiäre Kräfteverhältnis" wieder herstellen. Am Ende belegte er den neunten Platz, während Tochter Ivonne auf Rang 51 einkam. Fit hält sich die gelernte Kauffrau, die in Berlin arbeitet und zudem ein Zusatzstudium der Betriebswirtschaft absolviert, mit Partien und Analysen. Trotz dieser Belastungen geht die junge Torgelowerin optimistisch in die Bundesliga-Saison: "Vielleicht wird mir das helfen, um den Favoritinnen ein Bein stellen zu können." Ansetzungen: Sonnabend, 14 Uhr: Torgelow-Dresden, Rotation Berlin-Rodewisch Sonntag, 9 Uhr: Dresden-Berlin, Rodewisch-Torgelow.

aktualisiert am 27.11.03 © Nordkurier-Online 1998-2003