Bei "Greifen" herrscht jetzt Lampenfieber
Mannschaftskapitän Franziska Hippe freut sich auf die Bundesliga. Foto: gz

Aufsteiger möchte etablierte Teams ärgern

Torgelow. Wenn die Schachdamen des Torgelower SV Greif am Sonnabend und Sonntag vor ihren Brettern sitzen, beginnt für sie ein großes Abenteuer. Nach dem überraschenden Aufstieg in die 1. Bundesliga schnuppern sie erstmals "Höhenluft". Über die Stimmung im Team und den Stand der Vorbereitung unterhielt sich unser Redaktionsmitglied Maria Saegebarth mit dem neu gewählten Mannschaftskapitän Franziska Hippe (20).




Der Torgelower SV Greif startet als erste Mannschaft Mecklenburg-Vorpommerns in der 1. Schach-Bundesliga. Sind Sie aufgeregt?
Natürlich ist die Nervosität spürbar. Wir hatten den Aufstieg schon abgehakt, und dann hat es doch geklappt. Und nun messen wir uns mit den besten Mannschaften des Landes, treten gegen Weltklassespielerinnen an.

Wie läuft die Vorbereitung?
Sicherlich anders als in den Spitzenvereinen. Wir können nicht zusammen trainieren. Ich studiere in Leipzig, andere sind in Berlin, Rostock, Sassnitz und Polen.

Das bedeutet, Ihr Team startet ohne Training?
Nicht ganz, sondern nur ohne gemeinsame Übungseinheiten. Jede unserer zwölf Spielerinnen bereitet sich individuell vor. Beispielsweise kann man mit Büchern oder PC-Programmen verschiedene Eröffnungsstrategien festigen. Außerdem haben wir ein gemeinsames Trainingslager in Berlin absolviert und testen uns an den Turnier-Vorabenden gegenseitig. Wichtigste Pflicht vor Punktspielen ist das Studieren der gegnerischen Strategie, um sich darauf einzustellen.

Starten die "Greifen" in der gleichen Besetzung wie im Vorjahr?
Nein, wir haben einige Neuzugänge. So sind Dalia Blimke und Karin Timme ab dieser Saison dabei. Verstärkt werden wir auch durch die jungen Talente Steffi Janotta und Toni Völschow. Die beiden sind amtierende Landesmeisterinnen der U 18 beziehungsweise U 14.

Werden die jungen Spielerinnen dem Druck der ersten Liga standhalten?
Da bin ich durchaus zuversichtlich. Zum einen spielen sie wirklich gut, zum anderen sind sie noch lernfähig, haben keine festgefahrenen Spielstrategien. Das Bundesligajahr kann die sportliche Entwicklung der beiden nur fördern.

Die Trauben für Aufsteiger hängen bekanntlich hoch. Wo wollen die Torgelower Schach-Damen am Saisonende stehen?
Da machen wir uns keinerlei Illusionen. Wir werden in der Liga als erster Abstiegskandidat gehandelt. Wenn wir also die gestandenen Teams ein wenig ärgern und ihnen einige Punkte abspenstig machen, wäre das schon ein riesiger Erfolg. Unsere ersten Bretter sind im Vergleich zu den besten Vereinen schwächer als deren hintere.

Also nehmen Sie die Saison optimistisch, aber ohne große Erwartungen in Angriff?
Genau, wir fahren am Wochenende nach Halle und schauen, was passiert. Die Schachpartien sind das eine. Das drumherum, die Atmosphäre das andere. Ein Abenteuer ist es für uns und unsere Nachwuchsspieler in jedem Fall.
aktualisiert am 23.10.03 © Nordkurier-Online 1998-2003